Arbeitgeber und IV-Stelle im Dialog in Flums und Gossau

11. Juni 2024

Die psychischen Belastungen sind hoch und steigen weiter. Die Problematik ist bekannt und interessiert, wie die hohen Publikumszahlen an den diesjährigen Dialoganlässen der IV-Stelle zum Thema «Weil der Kopf wollen können muss» deutlich machten. Die Psychologin und Psychotherapeutin Eva Elisa Schneider konnte viele Hinweise geben, was Unternehmen für die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden alles tun können.

Die Produktivitäts­verluste wegen Stress summieren sich, machte Patrick Scheiwiller, Leiter der IV-Stelle St.Gallen anhand aktueller Studien deutlich. Zeitdruck, Unklarheit bezüglich der Arbeits­aufgaben, arbeits­organisatorische Probleme, qualitative Über­forderung und soziale Belastungen durch Vorgesetzte und Mitarbeitende sind Stress­faktoren. Gleichzeitig zeigt die Kurve von psychischen Erkrankungen seit Jahren steil nach oben, was sich einerseits in der beruflichen Eingliederung aber auch bei den Renten­zusprachen niederschlägt. Als dramatisch darf die Zunahme bei den jungen Erwachsenen bezeichnet werden, zeigte sich Patrick Scheiwiller besorgt.

Mentale Gesundheit als Must-have
Durch Krisen und ständige Verände­rungen seien mentale Gesund­heit und Resilienz mehr gefragt denn je, stellte Eva Elisa Schneider fest. Die Expertin für mentale Gesundheit am Arbeitsplatz forderte, dass moderne Unternehmen Gesundheit zunehmend in den Mittel­punkt rücken sollen, denn Leistung und Gesund­heit gehen Hand in Hand. Wenn jemand nicht mehr ab­schalten kann, gereizt und schlecht gelaunt ist, Angst­gefühle hat und keinen Schlaf mehr findet, dann ist eine Reaktion überfällig.

Die Möglich­keit, der Referentin Fragen zu stellen, wurde rege genutzt. So beschäftigte viele der mehr als 600 Teilnehmenden, warum gerade bei jungen Menschen psychische Belastungen derart zu nehmen. Oder auch die Frage, was Unternehmen für die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiten­den tun können, stand im Raum. Eva Elisa Schneider appellierte an die Führungs­kräfte, auf Warn­zeichen zu achten und in die mentale Gesund­heit zu investieren. Dies sei eine Investition, die sich auch auszahlt, was verschiedene Studien belegen. Und in Zeiten von Fachkräfte­mangel sollten Ausfälle wenn immer möglich vermieden werden.

Netzwerk reWork baut Hürden ab
Die Wirtschaft, Ärztinnen und Ärzte sowie Sozial­versicherungen vernetzen sich im Interesse der beruflichen Integration – so lässt sich der Hinter­grund des Netzwerks reWork (www.rework-sg.ch) auf einen kurzen Nenner bringen. Michael Rimle, Leiter berufliche Integration der IV-Stelle St.Gallen und Mit­begründer von reWork im Kanton St.Gallen, stellte das Konzept und die Ziel­setzungen von reWork vor. Eine wichtige Stoss­richtung ist die einfachere und direkte Kommunikation zwischen Arbeit­gebenden und der Ärzte­schaft. In Zusammen­arbeit mit Thomas Geiser, Professor für Privat- und Handels­recht an der Universität St.Gallen, ist es gelungen, die not­wendigen Grund­lagen dafür zu schaffen.

Roger Wick, COO der Ror­schacher Permapack AG, und Dr. Jürgen Böhler, Chefarzt des Regionalen Ärztlichen Dienstes Ostschweiz, betonten die Wichtig­keit der direkten Kommunikation zwischen Arbeit­gebenden und Ärztinnen/­­Ärzten. Dies ermöglicht, gemeinsam in einem offenen und lösungs­orientierten Gespräch berufliche Perspektiven für Arbeit­nehmende mit gesund­heitlichen Problemen zu eröffnen.

Arbeitgeberanlass Podium
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Arbeitgeberanlass Eva Elisa Schneider
Arbeitgeberanlass Eva Elisa Schneider